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Weltweit erstes „Bohrlöschgerät“: Feuer frei für oststeirischen 3D-Druck

Sorgen für Innovation: Patrick Herzig mit Lukas Traxl (Foto: M&H)

Das weltweit erste „Bohrlöschgerät“ steht dank eines jungen Oberösterreichs aktuell vor der Markteinführung. Die Innovation ermöglicht ein neuartiges Löschverfahren, das vor allem bei schwer zugänglichen Bränden mehr Effektivität verspricht. Für das Herzstück der Entwicklung zeichnet der oststeirische 3D-Metalldruck-Pionier M&H zuständig.

Fehlendes Feuer für Innovationskraft kann man „Floriani“ Lukas Traxl nicht attestieren: Von den verheerenden Folgen eines komplexen Dachstuhlbrand angetrieben, begann der Oberösterreich vor sechs Jahren mit der Entwicklung des Löschbohrers „DRILL-X“, der wie der Name unschwer erkennen lässt, bohrt und löscht. Nun, sechs Jahre später, steht das nur durch Wasserdruck betriebene Bohrlöschgerät – laut Traxl der weltweit einzige seiner Art – vor dem Markteintritt. Der entscheidende Vorteil der Entwicklung des erst 23-Jährigen Erfinders: „DRILL-X“ erfasst den Brandherd punktgenau, innerhalb weniger Sekunden – und braucht dabei auch noch weniger Wasser als herkömmliche Löschverfahren. Gerade bei Dachstuhlbränden sei die heimische Entwicklung im Vergleich zu bestehenden Methoden bahnbrechend, so der Gründer: „Dachstuhbrände sowie Brände in schwer zugängliche Bereiche stellen für Einsatzkräfte eine enorme Herausforderung dar. Der Brandverlauf ist hochkomplex, der Schaden in den meisten Fällen enorm. Dabei  gehen Einsatzkräfte oftmals großes Risiko ein, da sie oftmals in das brennende Dach vorrücken müssen, um den Brandherd zu löschen. Stellenweise müssen dazu sogar ganze Dachkonstruktionen abgenommen werden.“, erklärt Traxl. „DRILL-X“ könne hingegen – etwa in Kombination mit einer Drehleiter – verwendet werden, um „in kürzester Zeit von außen direkt und sicher durch Dach oder Wand zum Brandherd zu gelangen“, hebt Traxl hervor, dessen Entwicklungen im Unternehmen SYNEX TECH, mit Sitz in Bad Goisern, gebündelt werden. Auf einer Feuerwehrmesse in Hannover wurde „Drill-X“ bereits Ende Juni vorgestellt – Anfragen aus der ganzen Welt seien mittlerweile eingetrudelt, sagt der Erfinder.

Das Löschbohrgerät im Einsatz.
Das Bohrlöschgerät wird bereits bei verschiedenen Regionalfeuerwehren im Praxisbetrieb erprobt. (Foto: SYNEX TECH GmbH)

3D-Druck als Schlüssel zum Erfolg

Maßgebliches Know-how zur Entwicklung steuert das oststeirische Unternehmen M&H bei: Der oststeirische 3D-Druck-Pionier zeichnet für 3 der komplexesten Bauteile der Innovation, dem Spezialbohrer, Leitapparat und dem Turbinengehäuse, verantwortlich. „Es war uns schnell klar, dass wir mit üblichen Herstellungsverfahren die komplexen Geometrien nicht realisieren können“, erklärt Traxl. Denn: Die Komponente müssen höchsten Materialbelastungen und beste Strömungseigenschaften aufweisen, andererseits so leicht wie möglich sein, damit die Einsatzkräfte den Brandherd mit dem Löschwerkzeug möglichst einfach erreichen. „Mit Hilfe des 3D-Metalldrucks konnten wir diese Anforderungen bewältigen“, erklärt M&H-Geschäftsführer Patrick Herzig, dessen Team den Innovationsprozess als Partner unterstützt hat. „Den Strömungswiderstand des Löschgerätes konnten wir in Zusammenarbeit mit SYNEX TECH sogar um 200 Prozent reduzieren. Dieses High-End Engineering ermöglich erst den Einsatz des Systems mit Standardequipment. . Das stellt das massive Leistungsvermögen des 3D-Metalldrucks einmal mehr unter Beweis“, betont Herzig. Die realisierte Leichtbauweise sowie Kompatibilität des DRILL-X mit der aktuellen Standardausrüstung der Rettungskräfte soll nun eine rasche Adaption der oberösterreichisch-steirischen Koproduktion in der Brandbekämpfung ermöglichen. Aktuell erfolgt die Überführung in die Serienproduktion, in der Traxl ebenfalls auf die 3D-Druck-Pioniere aus der Oststeiermark setzt.

Volle Auftragsbücher in Ilz

SYNEX TECH ist dabei bei weitem nicht der einzige: „Die Auftragsbücher sind gut gefüllt. Unser langer Atem im Bereich des 3D-Metalldrucks macht sich nun bezahlt. Wir haben uns international einen Namen als kompetenter Partner in diesem Geschäftsfeld erarbeitet“, erklärt M&H-Chef Herzig. Insbesondere im Motorsport und in der Formel 1 sind die Oststeirer zu etablierten Zulieferern avanciert: „Wir produzieren Komponenten aus Titan, Aluminium, Edelstahl sowie auch Materialen wie Scalmalloy und Inconel. Diese Material-Bandbreite auf unseren 3D-Druckern ist in Kombination mit der konventionelle Bearbeitung von Bauteilen eine unserer großen Stärken“, so Herzig. Zuletzt hat das Unternehmen den Maschinenpark nochmals vergrößert – mit zwei weiteren 3D-Druck-Maschinen von SLM, einem Kunststoffdrucker von Hage aus Obdach, ein CNC-Bearbeitungszentrum von DMG Mori, einem weiteren Wärmebehandlungsofen sowie einer Gleitschleifanlage. Insgesamt M&H dafür rund 2,5 Millionen Euro in die Hand genommen. „Wir wachsen weiter, haben unsere Mitarbeiterzahl mittlerweile auf 30 Fachkräfte verdoppelt und sind weiter auf der Suche nach 3D-Druck-Experten und Metallverarbeiter“, so Herzig. Der Fachkräfte-Engpass sei derzeit der einzige hemmende Faktor, „wir könnten sogar noch mehr Aufträge stemmen.“

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